Blick auf unsere Wiese, unseren Garten und unseren Kompost

Über unseren MorgenLandHof

Ein Morgen Land - unsere Wiese

Wie viel Land muss man besitzen, um Landwirt zu sein? Wie viele Gebäude und Maschinen braucht man, um ein "Hof" zu sein? - Was wir vor allem nicht sind, ist ein normaler Bauernhof, wie wir ihn aus dem Bilderbuch kennen.

Um die Jahrtausendwende haben meine Eltern auf einem ca. 2000qm großen Stück Ackerland eine Streuobstwiese angelegt. Äpfel, Zwetschgen, Mirabellen, Birnen und Nüsse sollten dort wachsen. Dazu eine Kräuterwiese für die Bienen. Diese Wiese ist die Grundlage unseres Hofs. Keine Gebäude, keine Maschinen, nur ein Stück Land.

Und auf dieser Streuobstwiese haben wir 2020 begonnen einen Küchengarten anzulegen. Nichts spektakuläres, einfach nur ein paar Beete. Im ersten Jahr ist nicht besonders viel gewachsen. Die Erde war tot. Das Heu der Wiese, von Hand gemäht, landete überwiegend auf dem Mist. Obwohl wir damals auch schon 2 Kaninchen hatten.

2021 haben wir es dann besser gemacht. Mit ordentlich Kompost wurde die Ernte phänomenal und der Traum von der Selbstversorgung mit eigenem Gemüse endlich Realität. Heu war auch wieder gemacht und aufgebockt und diesmal sollte nicht wieder alles umsonst gewesen sein. In den Sommerferien bauten wir aus alten Holzresten, einem Regal und einer Tür unseren ersten Schafunterstand. Krumm und schief, so wie wir das eben konnten. Und zu uns zogen Lotte und General, zwei ostfriesische Milchschafe und unsere Wiese und unser Heu waren fortan immer gemäht und Heu mussten wir schließlich sogar zukaufen. Parallel dazu starteten wir mit 3 Hennen und 1 Hahn unser kleines Wachtelprojekt.

Im Frühjahr 2022 wurde auf unserer Wiese unser erstes Lamm "Peterle" geboren. Die Aufregung und Freude war groß und im Dorf wurden die Menschen und besonders die Kinder langsam darauf aufmerksam, dass es wieder Schafe in Waigolshausen gab. Doch es wollte nicht regnen... 3 Monate kein einziger Tropfen. Und wo kein Regen ist, da wächst auch kein Gras. Das Ende für unsere Schafhaltung? Gott sei Dank nicht. Immer wieder gerade rechtzeitig wurden uns Wiesen angeboten, die wir beweiden durften, wofür wir dem Himmel und den Menschen von Herzen danken.

Das Morgenland - unsere Idee von Landwirtschaft

Was ist die beste Voraussetzung, um als Landwirt zu arbeiten? Ein Studium? Eine Ausbildung? Ein Abendkurs? Oder ist es vielleicht auch möglich als ausgebildete Orientalistin und Germanistin erfolgreich Landwirtschaft zu betreiben? Und was ist überhaupt Erfolg? Ist es Wirtschaft, wenn man mit dem, was man tut, nichts verdient, nichts zu verkaufen hat? Ist Landwirtschaft ohne Subventionen und Kredite und ohne großartigen eigenen Besitz überhaupt möglich?

Ganz ohne Vorkenntnisse und Erfahrungen sind wir nicht an die Sache herangegangen, aber Kindheitserinnerungen von Omas und Opas Milchkühen und Schweinen, allerlei Praktika von Schweinmast, über Mutterkuhhaltung, bis hin zur Wildblumengärtnerei und ein Schnupperstudium Ökolandwirtschaft müssen für den Anfang als Qualifikation ausreichen.

Wir waren ein bisschen unterwegs auf der Welt, v.a. längere Zeit in Tadschikistan. Dort gibts keine Subventionen und Kredite auch nicht und die meisten Menschen haben nicht viel zum Leben. Aber dennoch haben sie alles, was sie brauchen. Supermärkte gibts dort weniger, Standartobst und Gemüse auch eher nicht. Aber es gibt Trauben, die nach Trauben schmecken, Obst in Hülle und Fülle, Kühe und Schafe, die frei herumlaufen und kleine Milchautos, die in die Hochhaussiedlungen fahren und frische Milch direkt von der Kuh verkaufen. In vielen Ländern dieser Welt wird mit einfachsten Mitteln und ohne großartige Technik Landwirtschaft betrieben. Wir haben das gesehen und halten das für nachhaltig und zukunftsweisend.

Primitive Landwirtschaft in unserer Hochleistungswelt? Bullerbü für immer verloren? Wir machen den Versuch. Unsere Schafe ziehen ganzjährig von Weide zu Weide, einen Stall brauchen wir daher nicht und da wir das Heu mit der Hand mähen, wenden und aufbocken, brauchen wir auch keine großen Traktoren und Maschinen. Gemüseanbau und Obstbaumschnitt geht sowieso nur mit der Hand. Wir nutzen das, was schon im Boden, in den Tieren und Pflanzen und schließlich auch in uns selbst vorhanden ist.

Morgen - unsere Ziele

Landwirtschaft, egal in welcher Form, jeder kleine Hausgarten ist ein Eingriff in die Natur. In unserer Gemeinde gibt es keinen ursprünglichen und natürlichen Ort. Alles ist von uns Menschen gestaltet und verändert, egal ob es ein Wald, ein Feld, eine Hecke, oder eine Wiese ist. Wir Menschen entscheiden darüber, wo ein Baum wachsen darf und wo wir noch mehr Asphalt und Beton brauchen. Obst gibt es im Supermarkt und jeden Herbst fallen Tonnen von Äpfeln, Birnen, Zwetschgen und Kirschen zu Boden, ohne dass dies überhaupt bemerkt wird.

Wenn aber alles von uns Menschen gemacht ist und kontrolliert wird, dann erwächst daraus auch eine Verantwortung mit der Bewirtschaftung unserer Erde auch für kommende Generationen noch Lebensraum zu schaffen und zu erhalten. Bei allem, was wir auf unserem Hof machen ist daher das oberste Ziel darüber nachzudenken, was es in Zukunft und für die Zukunft bringt. Enkeltaugliche Landwirtschaft ist ein Begriff, der neuerdings öfter zu hören ist. Genau das wollen wir machen.

Wir möchten die grüne Lunge unseres Dorfes, die Streuobstwiesen, erhalten und gerne sogar ausbauen. Wir wünschen uns vielfältige Wiesen voller Schmetterlinge und Gebrummel. Wir möchten das Obst verarbeiten, anstatt es zu verschwenden. Und wir glauben, dass wir uns von dem Land, das uns in direkter Umgebung zur Verfügung steht wieder selbst versorgen müssen und auch können.

Unsere Tiere sind dabei wichtiger Teil des Systems und wir nutzen das Fleisch, die Milch oder die Eier unserer Tiere für unsere Ernährung, aber wir schlachten unsere Tiere nicht grund- und ausnahmslos, so leben unsere Muttertiere bei uns bis zu ihrem natürlichen Ende. Die Haltung von Nutztieren ist, stellen wir fest, nicht mehr normal und selbst auf dem Dorf scheint nicht mehr der Raum dafür zu sein. Alternative Ernährungsformen und Lebensweisen werden nebeneinander gelebt und es gibt keinen generellen Konsens mehr darüber, was richtig ist und was falsch ist. Wir respektieren alle Denkweisen und Überzeugungen und leben aber unsere eigene Überzeugung wie Landwirtschaft, Tierhaltung und Nutzung von Land und Tier aussehen kann. Gewinnstreben und -maximierung ist kein Ziel unserer Arbeit. Wir betreiben zu aller erst Selbstversorgung.